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Armut und Umwelt in Amazonien

Ein Etappensieg durch weltweite Proteste

POEMA e.V. Stuttgart - Armut und Umwelt in Amazonien - 1.Oktober 2017

Am 21. September berichteten wir über das Dekret des brasilianischen Präsidenten Temer, mit dem er eine Riesenfläche (Renca) im amazonensischen Regenwald (siehe Bild) zur Ausbeutung durch Bergbaufirmen freigeben wollte. Begründet wurde dies wie immer, wenn es um Zerstörung geht, mit notwendigem Wirtschaftswachstum. Dass damit unendlich wertvoller Regenwald mit seiner Artenvielfalt, seinen Menschen, seinen Tieren und seiner klimaregulatorischen Wirkung verloren geht, scheinen ihn und die Bergbaufirmen nicht zu interessieren.

Nur eine Woche später allerdings, erlitt Temer eine Niederlage vor Gericht. Da Umweltschutzareale betroffen seien, müsse der Kongress der Rohstoffförderung zustimmen, urteilte ein Gericht in der Hauptstadt Brasilia.

Jetzt zieht Temer sein Dekret komplett zurück. Es ist ein "Etappensieg" vieler gesellschaftlicher Gruppen und Umweltschützer, die weltweit gegen diesen Wahnsinn protestiert haben. Doch es gilt wachsam zu bleiben. Die Bergbaufirmen zusammen mit der Agrarier-Fraktion im Parlament geben nicht auf, wenn es um die Profite geht, die aus den Wäldern zu holen sind.

Offenbar spekuliert die Regierung darauf, die Woge der Empörung verebben zu lassen und das Thema dann erneut auf den Tisch zu bringen. Das Energieministerium macht erst gar keinen Hehl daraus: "Zu einem späteren Zeitpunkt" werde die Debatte wieder aufgegriffen, heißt es in einer Erklärung. Die Gründe, die ursprünglich zur Aufhebung des Schutzstatus geführt hätten, seien nicht überholt. "Das Land muss wachsen, Arbeitsplätze schaffen und Investoren gerade im Bergbau anlocken."

Das Renca-Gebiet in den Bundesstaaten Amapá und Pará war 1984 von der damaligen Militärregierung unter Schutz gestellt worden. Auch das geschah aus wirtschaftlichem Interesse, um den Abbau von Rohstoffen durch ausländische Konzerne zu blockieren. In der Folgezeit wurden auf dem Territorium nördlich des Amazonas sieben Naturreservate und zwei Schutzgebiete für indigene Völker u.a. der Wajapi, eingerichtet. Mit den Wajapi arbeitet POEMA seit 10 Jahren zusammen und unterstützt sie vor allem im Gesundheitsbereich.

Wir werden die Wajapi auch zukünftig in ihrem Kampf um ihr Land unterstützen. Das Land ist ihre Lebensgrundlage und darf nicht zerstört werden (siehe Bild) um der Sucht nach Gold, Kupfer, Eisenerz usw. im Norden der Welt nachzukommen. Es ist nicht das Land des "Weißen Mannes", Es ist ihr Land!

In diesem Zusammenhang weisen wir auf folgende Veranstaltung hin:

Vortrag und Diskussion zum Thema: IMPERIALE LEBENSWEISE

Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im Globalen Kapitalismus
Montag, 6. November - 19 Uhr - Welthaus Stuttgart Charlottenplatz 17
Ulrich Brand

Politikwissenschaftler und seit September 2007 Universitätsprofessor für Internationale Politik an der Universität Wien. Er arbeitet zu Fragen der kapitalistischen Globalisierung, ihrer Kritik und Möglichkeiten politischer Steuerung, zu internationaler Ressourcen- und Umweltpolitik sowie zu Lateinamerika.

1. Oktober 2017 - www.poema-deutschland.de

Für das Leben - gegen weitere Zerstörung der Regenwälder

POEMA e.V. Stuttgart - Armut und Umwelt in Amazonien - September 2017

Ohne Billigung des Kongresses, sondern per Dekret, wollte Brasiliens korrupter Staatspräsident Temer einem riesigen Gebiet in Amazonien den Schutzstatus entziehen, um es für den Bergbau freizugeben. Dies wurde von einem Gericht nun gestoppt. Doch damit ist nur eine kurzfristige Entwarnung gegeben, da man davon ausgehen kann, dass der Kongress, dem Vorhaben zustimmt, wenn auch vielleicht mit einigen kosmetischen Veränderungen.

Ausmasse des Renca Gebiets. Das Reservat der Wajapi ist unmittelbar betroffen.

Betroffen von dem Vorhaben sind u.a. die Indigenen vom Volk der Wajapi. Und damit ist auch POEMA indirekt von dem Vorhaben betroffen. Seit 10 Jahren arbeitet POEMA mit den Wajapi und ihrer Unterstützungsorganisation Iepe in Amazonien zusammen. Inhalt der Zusammenarbeit ist die Ausbildung von Wajapi zu Gesundheitshelfern. Erst vor kurzem haben die ersten 18 Indigenen ihr Zertifikat erhalten. Im Januar waren aus Anlass des 25. POEMA-Geburtstagsfestes zwei Indigene (Asurui und Ajareaty) hier in Stuttgart und Tübingen.

Johann Graf, der 2. Vorsitzende von POEMA war Anfang September im Reservat der Wajapi und hatte mit vielen Kaziken (Häuptlingen) Kontakt. Wichtigstes Thema war immer wieder der höchst zerstörerische Präsidentenerlass zur Aufhebung des Naturschutzgebietes Reserva Nacional de Cobre e seus Associados (RENCA). Die Wajapi sind entschlossen, mit allen ihnen möglichen Mitteln gegen das Vorhaben zu kämpfen.

RENCA ist ein Schutzgebiet in Amazonien, das mit 46 450 Km2 der Fläche Dänemarks entspricht. Die Region umfasst 9 Schutzgebiete u.a. auch das indigene Territorium der Wajapi. Diese Region für den Abbau von Kupfer, Gold, Diamanten, Eisen, Niob u.a. zu öffnen bedeutet Entwaldung in großem Ausmaß, den unwiederbringlichen Verlust an Biodiversität sowie die Zerstörung großer Teile des indigenen Lebensraumes.

Bischof Erwin Kräutler, den wir bei unseren Reisen nach Amazonien regelmäßig besuchen sagt zu dem Vorgang u.a. "Wir rufen die Damen und Herren Parlamentsabgeordneten auf, Amazonien zu schützen und zu verhindern, dass Bergbauoperationen ein weiteres großes Naturerbe zerstören. Wir werden nie resignieren angesichts der Zerstörung des Menschen und seiner Mitwelt! Vereinen wir unsere Kräfte für das Leben der Völker, die in Amazonien leben. Die Zukunft der kommenden Generationen liegt in unseren Händen."

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich an der Petition von "Rettet den Regenwald" oder von "Avaaz" beteiligen würden. Da wir von POEMA die Wajapi bei ihrem Kampf um ihr Land unterstützen, Protestaktionen in Macapa und Brasilia ermöglichen und an ihrer Seite stehen, freuen wir uns auch über ihre Spenden, die diese Aktionen erst ermöglichen.

Herzliche Grüße
Gerd Rathgeb u. Johann Graf